Von der Freiheit zu machen und von der Freiheit zu teilen
Die Freiheit zu machen, scheint mir, steht quer dazu, dass wir uns in unserem Leben vor allem als Konsumenten und als Zuschauer erleben, die eine merkwürdige Befriedigung darin erleben, sich regieren zu lassen und dann darüber zu klagen.
Als Konsumenten legen wir das Geld, das wir durch unsere Verpflichtung zum Dienen bekommen haben, wieder auf den Tisch und tauschen es gegen ein Produkt, das andere gemacht haben und von dem wir durch unsere Bezahlung gefälligst erwarten dürfen, dass es gut funktioniert, also uns nun dient.
Wir konsumieren auch, ganz überwiegend, Politik; wir lassen andere für uns machen, wir „geben unsere Stimme ab“, und dann schauen wir uns das mal an, was die da machen. Und mit Politik meine ich nicht nur die Ebene des Staats. Ich wurde einmal zum Vorsitzenden eines Vereins gewählt. Ich verstand diesen Vorsitz vor allem als ein Lenken und Zusammenführen von Aktivitäten und Ideen, die von den Mitgliedern kamen. Aber irgendwann merkte ich, dass die meisten Mitglieder das ganz anders verstanden. Sie sagten: Wir haben euch doch gewählt — nun macht mal! Ihr seid doch unsere Regierung!
Ich fühle mich sehr wohl in einer Gemeinschaft, in der jeder einfach irgend etwas macht, und ich kann nicht mehr umgehen mit Gemeinschaften, in denen Leute vor allem konsumieren und zuschauen wollen.
(...)
Zusammenarbeit hat mit Ungleichheit zu tun. Sie ist umso stärker, wenn wir als ungleiche Wesen zusammenkommen und etwas tun, was uns eigentümlich ist und am meisten Spaß macht. Du kannst gute XY schreiben, aber vielleicht keine guten abc. Du kannst gute Beispiele machen, aber vielleicht sie nicht gut verbreiten. Du hast keine Lust YZ zu testen, aber du bringst gern Leute zusammen.
Vielleicht ist es eines der Probleme des Teilens, dass wir dabei zu sehr von etwas Gleichem ausgehen, das wir zerschneiden wie einen Kuchen. Für acht Menschen müssen wir ihn in acht Stücke teilen, damit alle etwas haben, anstatt dass einer sich überfrisst und andere in die Röhre schauen. Dieses Teilen, um einen Teil zu nehmen, um teilnehmen zu können, ist aber nur die Grundlage für ein tieferes Teilen. Das Nehmen ist nur die Voraussetzung des Gebens, und was wir geben, ist ungleich und geradezu unvergleichbar.
Wenn wir für dieses Teilen, für ein Teilen unserer Verschiedenartigkeit in einem Projekt, die Bedingungen schaffen können, auf der Basis völliger Freiheit, dann wird unser Projekt lebendig bleiben. Dieses Teilen organisieren wir nicht durch Lizenzen und Gebote, sondern durch Aufmerksamkeit und Freundlichkeit. Und das ist nichts Privates.
-- aus @stadtgestalten/don-quijote-die-insel-und-das-goldene-zeitalter/