"Schatz, wir müssen reden."
Wir sind vereinzelt von Mitgliedern angeschrieben worden, wie denn eigentlich das Selbstverständnis des Vereins in Bezug auf das Thema Gemeinschaftsprojekt aussieht und wie sich dieses möglicherweise seit Beginn verändert hat. Auch haben wir uns schon in Gesprächen mit einigen von Euch dazu ausgetauscht. Legen wir als Initiatoren dieses Selbstverständnis fest? Oder ergibt es sich aus dem täglichen Umgang aller Mitglieder mit dem Projekt?
Ein Versuch
Soweit wir uns erinnern können, haben wir von Beginn an die Parallele unserer Idee zur Solidarischen Landwirtschaft gezogen, wie beispielsweise in dem Text @backstube/intro (Inhalt nicht gefunden). Unsere grundlegende Einstellung hat sich dabei nicht geändert. Und doch entwickeln wir -- wie vermutlich wir alle -- unsere Haltung kontinuierlich mit der Entwicklung der Backstube. Ganz sicher ist es dabei eine schwierige Aufgabe, parallel zu Alltagsaufgaben diese Entwicklung bei uns selbst überhaupt wahrzunehmen, geschweige denn für alle passend zu kommunizieren -- und das in einem Spagat zwischen Informationsüberflutung und mangelnder Kommunikation. Besonders deshalb ist es eine Hilfe, wenn Ihr Euch aktiv an dieser Kommunikation beteiligt -- z.B. durch Rückfragen; Gemeinschaftsprojekt hin oder her.
Rechtsformsache?
Unsere anfängliche Idee war es, als Rechtsform eine einfache Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) zu gründen. Aus im wesentlichen formalen Gründen haben wir uns später mit Zustimmung der initialen Mitglieder für einen Verein entschieden. Ändert die Wahl der Rechtsform etwas an der Idee eines Gemeinschaftsprojektes? Oder an der Idee des solidarischen Wirtschaftens? Möglicherweise sind bei denen, die den GbR-Gedanken kannten, dadurch Missverständnisse entstanden. Jedoch auch als GbR hätte sich das Projekt sicher in eine ganz ähnliche Richtung entwickelt, wie das im vergangenen Jahr geschehen ist. Außer dass unsere Ziele möglicherweise nicht so schön klar in einer Satzung stehen würden.
Umbruch?
Die Backpause hat uns neben der eigentlichen Standortsuche auch die Möglichkeit gegeben, einen Blick zurück zu werfen, die Gegenwart zu beleuchten und in die Zukunft zu schnuppern. Wie kann sich das Projekt auf längere Sicht selbst tragen; bezüglich aller Ressourcen, also auch der finanziellen? Wir finden bei diesem Thema Transparenz wichtig und möchten zur Diskussion anregen - innerhalb des Vereins und gerne auch im Freundeskreis. Wir werden immer mal wieder Debatten anstoßen und versuchen, eingefahrene Denkmuster, vermeintliche Selbstverständlichkeiten aufzubrechen und unerwartete Zusammenhänge aufzeigen -- für Euch wie für uns selbst. Wir laden ein, Euch daran zu beteiligen und auch gern selbst initiativ zu werden. Dabei hoffen wir, dass es nicht missverstanden wird als von einer Warte des "Besserwissens" kommend.
Erkenntnis!
Nach einem Jahr weitgehend unbezahlten Engagements ist unabhängig vom Projektstatus klar: Eine grundlegende Voraussetzung ist, dass der Teil des Einsatz, welcher deutlich über ein vertretbares ehrenamtliches (= freizeitliches?!?) Engagement hinaus geht, angemessen vergütet wird. Diese Zeit fehlt diesen Menschen nämlich im Alltag an den Stellen, an denen sie sonst die Möglichkeit hätten, einer anderen vergüteten Tätigkeit (= Arbeit?!?) nachzugehen, um auf diese Art ihren finanziellen Lebensunterhalt zu decken, Rentenvorsorge zu betreiben und sich am Sozialsystem zu beteiligen. Wir Initiator*innen wollen gern dieses Projekt weiter wesentlich mittragen und hoffen sehr, dass wir alle gemeinsam die Bedingungen finden, die für alle Beteiligten zufriedenstellend und nachvollziehbar sind! Denn etwas anderes ist spätestens mit dieser einjährigen Erfahrung auch klar geworden: Es braucht hierfür andere als die festgefahrenen, verbreiteten Einstellungen, damit auch weiterhin a) gutes Brot gut bleibt und b) die Backstube trotz hohen Aufwandes für alle erschwinglich bleibt. Bis zur Vollversammlung jedoch wird sich nichts ändern -- nicht zuletzt, weil wir auch hierbei nicht einfach einseitig Konsequenzen festlegen wollen. Vielmehr möchten wir den "Ball der Konsequenzen" zu Euch spielen.
Freude!
Gefreut hat uns Initiator*innen, das seit einigen Monaten immer mehr Menschen auf so unterschiedliche Weise zu diesem Verein, zu diesem Projekt beitragen. Unabhängig von der Gemeinschaftsprojektfrage ist es ein gutes Gefühl, einfach weil es zeigt, dass wir mit unseren Überzeugungen nicht allein dastehen. Ob das nun durch Meinungsbeiträge, Mitdenken, Ideen einbringen, durch Geldbeiträge unabhängig von offensichtlicher "Gegenleistung", Interesse oder Kritik äußern, tatkräftige Unterstützung oder möglicherweise gar nicht so offensichtliche Beiträge passiert: Danke dafür! Denn Folgendes war schon anfänglich klar, ob Gemeinschaft oder nicht: Es gibt für jede*n immer unterschiedliche Möglichkeiten, sich (mittel- oder unmittelbar) ohne Zwang einzubringen, ohne das Gefühl der Verpflichtung. Nicht zuletzt, weil es häufig eine Frage der Perspektive ist. Wichtig ist einzig, dass am Ende die (finanzielle oder anderweitige) Rechnung aufgeht.
Außerdem
P.S. Bei dieser Gelegenheit soll eine andere geäußerte Irritation aufgegriffen werden. Wenn in Texten wie diesem keine Namen oder z.B. Geschlechter benannt werden, hat das nichts mit Verheimlichung, Verschleierung oder dergleichen zu tun. Der Grund liegt meistens darin, dass es nichts zum eigentlichen Inhalt beiträgt, also nicht vom Wesentlichen ablenken soll. Andererseits geht es um bewussten Umgang mit Personen bezogenen Daten, um Gleichberechtigung in der Deutung, da es hier im digitalen, öffentlichen Raum stattfindet. Es soll schlicht gar nicht erst die Möglichkeit von Missdeutungen durch Unbeteiligte entstehen, die sich nicht die Mühe machen, zum Verständnis den Gesamtkontext heranzuziehen. Sollte es für Euch dennoch mal wichtig sein, wer oder was denn nun gemeint ist, fragt einfach nach (sinnvollerweise auf direktem, persönlichem Weg) -- wie gesagt, es geht nicht um Verheimlichungen.