Ausgabe 79 (Mai 2015): Der Wähler stört
Die – zum Teil überaus hitzig geführten – Diskussionen um das Theater und die Entlassung seines Intendanten halten die Rostocker Stadtgesellschaft nun schon über Monate hinweg in Atem, aktivieren sie, wie es seit langem kein Ereignis tat. Dabei scheint es kein kleiner Teil der Engagierten zu sein, dem es (auch) um den Symbolgehalt der Vorgänge geht: Sie sehen sie als Ausdruck eines derzeit weit verbreiteten Politikstils, der sich vom öffentlichen Diskurs abschottet, hinter der Aura des Besserbescheidwissens verschanzt – den Bürger ohne Erklärungen zurücklässt und dennoch Verständnis verlangt. Vielleicht ist genau dies der Grund, warum die emotionalen Wogen hier so hoch schlagen: Das Gefühl von Machtlosigkeit kann nur Frustration und Wut erzeugen, die ein Ventil suchen, mit immer drastischeren Formulierungen ums Gehörtwerden ringen. Nicht hinzuhören scheint da die falscheste aller Reaktionen ...