Eröffnung der Peter-Weiss-Woche: Vernissage und Vortrag/ Dialog zu 'Kunst und Utopie' im Rahmen der Peter-Weiss-Woche
"Und weil der Mensch ein Mensch ist" Installation von Oliver Herrmann und Peter Schmidt, 2017 Das Zentrum der Installation ist der verkleinerte Nachbau der Lenin-Tribüne nach einem nicht realisierten Entwurf von El Lissitzky aus dem Jahr 1920. Anstatt des Redners Lenin befindet sich auf der Plattform der Tribüne eine Art Suchscheinwerfer. Dessen Kegel irrlichtert durch den Raum und bleibt dabei immer wieder an Einzelelementen eines Wandbildes hängen. Diese setzt sich aus Motiven zusammen, die in den letzten hundert Jahren im linken kollektiven und individuellen Bewusstsein eine Rolle gespielt haben, von Hammer und Sichel über den Spanischen Bürgerkrieg, antirassistischen Protest, den Tupamaros, Hausbesetzungen bis hin zu Flüchtlingsunterstützer_innen und dem#aufschrei. Auf der Leinwand der Tribüne werden Tagesparolen in lateinischer und kyrillischer Schrift ausgegeben, diese sind z.B. ‘Kollektiv’, ‘Sozialismus’ oder ‘Fortschritt’. Immer wieder sind gepfiffene Lieder wie das Einheitsfrontlied, Sacco und Vanzetti oder Venceremos zu hören. Die Installation konfrontiert die Vergangenheit mit der Wirklichkeit des Jahres 2017. Es wirft den Blick auf den Optimismus der Revolution und stellt dabei die Frage, ob das ‘Ende aller Utopien’ wirklich das letzte Wort sein wird. Vortrag zur Ausstellungseröffnung: Identität-Utopie-Kunst Der Identitätsbegriff wird heute immer stärker von rechts besetzt, linke Identität scheint marginalisiert. Die Frage nach Identitätsfindung und die Rolle der Kunst in diesem Prozess stellt sich neu. Identität beinhaltet eine individuelle und eine gesellschaftliche Seite, beschreibt, was das Individuum für sich selbst ausmacht und wie es sich in der Gesellschaft positioniert. Diese Sicht ist von Utopie im umfassenden Sinne begleitet, individueller und gesellschaftlicher Utopie. Kunst kann dabei eine wichtige Rolle spielen, sie ist sowohl individuell als auch gesellschaftlich, sie ist persönliche Äußerung und zeigt gleichzeitig die Gesellschaft durch das Individuum hindurch. Identität, Utopie und Kunst hängen untrennbar miteinander zusammen.