Politischer Alltag - alltägliche Kämpfe – organisierte Solidarität
Darum solero
Seit Jahren befindet sich die Linke europaweit, hier mehr, dort weniger, in einer Selbstfindungsphase. An allen Ecken wird nach Erklärungen, Auswegen und Antworten gesucht. In dieser Debatte kristallisiert sich die Frage nach einer „neuen Klassenpolitik“ heraus. Dabei wiederum steht im Mittelpunkt, dass die heutige Klasse der ausgebeuteten Lohnabhängigen, global gefasst der Arbeitskräfte, eine Klasse mit Differenz ist. Im fordistischen Kapitalismus gab es eine scheinbar homogene Klasse, noch heute wird das Proletariat häufig weiß und männlich assoziiert. Das hat damals schon nicht der Wahrheit entsprochen und tut es heute noch weniger. Kämpfe um die Anerkennung unterschiedlichster Identität haben in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass die Diversität unserer Klasse offenbar wird. Parallel hat sich die vormals ähnliche Situation der Ökonomie mit ähnlichen Arbeitsplätzen stark ausdifferenziert. Damit einhergehend haben sich auch die Beziehungsweisen verkompliziert. Obendrein sorgt die neoliberale Gesellschaft mit verschiedenen Institutionen und Mechanismen ganz konkret für die Vereinzelung der Menschen. Soziale Beziehungen und Netzwerke werden Stück für Stück zerschlagen und bleiben oft ohne Ersatz.
Wir als Linke denken Solidarität bestimmt von Egalität, Universalität und Freiheit. Das zu erwähnen ist
wichtig, verbreitet doch die Rechte das Märchen einer Solidarität in vermeintlich gottgegebener oder natürlicher Schicksalsgemeinschaft. Freiheit heißt dabei, soziale Beziehungen freiwillig einzugehen und Solidarität auch verweigern zu können. Es ist doch so: Ausgebeutete, materialistisch betrachtet zwar prinzipiell einer Interessengemeinschaft angehörig, verfolgen nicht alle mit allen die gleichen Interessen. Solidarität hat also die Aufgabe, trotzdem Brücken über diese Differenzen zu schlagen.
Um uns diesem Brückenbau zu widmen, wollen wir unter dem Label solero (Solidarisch Leben in Rostock) einen sozialen Raum eröffnen, in dem durch gegenseitige Unterstützung Solidarität praktisch und erfahrbar werden soll. Ganz gleich ob bei Auseinandersetzungen um Miete, Lohn, Wohngeld, BAföG, Ausbildungsbedingungen, ARG-I oder Hartz IV – wir wollen einen Rahmen schaffen, in dem Menschen verstehen, dass die Hintergründe ihrer individuellen Sorgen oftmals systematisch sind. Unser Alltag wird vom ausgrenzenden Kapitalimus bestimmt und deswegen müssen wir uns als Linke in alltägliche Kämpfe einmischen. Der härteste Schild, den wir dazu ergreifen können, ist und bleibt die Solidarität, das Bewusstwerden ähnlicher Interessenlagen, das Stärken des Gemeinsamen über alle Differenzen und Grenzen hinweg.
„And finally the tables are starting to turn...“
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