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Themen-Workshops zum Flächennutzungsplan: ein Erlebnisbericht

Im März und April lud die Stadt zu fünf Workshops zu den Themen Wohnen, Mobilität, Umwelt, Wirtschaft und Soziales in die Aula der Goetheschule ein. Diese Termine sind Teil des Bürgerbeteiligungsverfahrens der Stadt zur Aufstellung des neuen Flächennutzungsplans #FNP2035). Ich nahm an zwei dieser Workshops teil und war sehr überrascht vom Ablauf der Veranstaltungen.

Die Darstellungen basiert auf meinen persönlichen Eindrücken - die Perspektiven anderer Besucher (oder Macher) sind in Form von Kommentaren herzlich willkommen.

Ablauf des Abends

Die Workshop-Themen lockten zwischen 30 (Wirtschaft) und 60 (Wohnen) Besucher*innen an.

Der Ablauf war jeweils vergleichbar: nach einer kurzen Einführungsrede verteilten sich die Gäste auf ein paar Themenwände und ein oder mehrere Planspiele. Bei den Planspielen gab es jeweils für die Gruppe eine Aufgabe (gestalte ein Gewerbegebiet/Kreativquartier/... oder plane ein attraktives Wohngebiet). Die Themenwände beinhalteten jeweils Fragen allgemeiner Natur: was ist für ein Gewerbegebiet wichtig, welche Infrastruktur der Nahversorgung benötigt ein Wohngebiet, was sind Vor- und Nachteile von Innenverdichtung und ähnliche.

Die unkonkreten Fragestellungen der Themenwände führten erwartungsgemäß zu wenig substantiellen Antworten: Straßenanbindung ist wichtig für ein Gewerbegebiet, Innenverdichtung erhöht Parkplatzknappheit usw.

Soweit ich die Planspiele überblicken konnte, schienen sie ebenfalls überwiegend Allgemeinplätze zu produzieren: generationsübergreifende Wohnformen wären schön, Internetanbindung ist wichtig für Kreativquartier usw. Lediglich eine der Planspielgruppen im Workshop Wohnen schien sich ein ausreichend konkretes Thema gewählt zu haben (Erhöhung der Wohnqualität in Evershagen), auf dass sie lokalspezifische und konkrete Gedanken entwickelten (hier: lokale Wasserlandschaft in die Wohngebiete einbinden).

Was bringt es?

Die Besucher dürften einen kurzweilig gestalteten Abend erlebt haben.

Das Amt für Stadtplanung konnte den Besuchern vermitteln, dass Stadtplanung die Abwägung unterschiedlicher Interessen beinhaltet.

Der Flächennutzungsplan als unsichtbarer Gast, um den sich alles drehen sollte, wurde vielfach erwähnt. Brauchbare (nicht-banale) Erkennntnisse dürften jedoch kaum entstanden sein.

Somit waren die Workshops eher eine gute Unterhaltung, als eine Beteiligungsveranstaltung, da sie keine der Komponenten einer informellen Bürgerbeteiligung aufwiesen:

  • Informieren: es gab keine Vermittlung von Sach- oder Planungsständen

  • Konsultation: es wurden lediglich banale Allgemeinplätze ohne Bezug zum Flächennutzungsplan abgefragt

  • Mitgestaltung: es war keine Möglichkeit der Einflussnahme auf die Erstellung des Flächennutzungsplan erkennbar

  • Kooperation: es gab keine Möglichkeit der Bewertung oder Mitentscheidung konkreter Abläufe oder Vorhaben

Bei den Workshops handelte es sich also bestenfalls um interaktive Bildungsverstaltungen zum Thema Stadtentwicklung ist vielschichtig. Bürgerbeteiligung zum Flächennutzungsplan war nicht wahrnehmbar.

Wie hätte es anders laufen können?

Anstelle der Diskussion von Allgemeinplätzen hätte das Amt für Stadtplanung (bzw. die betreuende Agentur "SUPERURBAN") konkrete Diskussionsthemen herausarbeiten können, um das lokale Expertenwissen der Bürger dieser Stadt einzusammeln. Mögliche Ansatzpunkte hätten folgende sein können (willkürlich und beispielhaft ausgewählt):

  • Wie könnten negative Auswirkungen der Aufstockung der Wohngebäude in der Südstadt kompensiert werden?

  • Wie ließe sich ein potentielles neues Gewergebiet zwischen Überseehafen und Gehlsdorf mit minimalen negativen Auswirkungen auf die natürliche Umgebung und die nahegelegenen Wohngebiete planen?

  • Mit welchen Maßnahmen könnten die negativen Aspekte der Verkehrsanbindung eines neuen Wohngebiets bei Biestow minimiert werden?

  • Wie ließe sich die Lebensqualität in Toitenwinkel steigern, um den Innenstadt-fokussierten Wohnraumbedarf besser über die Stadt zu verteilen?

Dem Amt für Stadtplanung wären sicherlich noch viele andere Themen eingefallen, bei denen das Expertenwissen der Stadtbewohner eine wertvolle Bereicherung bei der Vorbereitung des neuen Flächennutzungsplans wäre. Stattdessen wurden die Workshop-Abende mit dem Füllen von Pinwänden mit unspezifischen Allgemeinplätzen verbraucht, die in jeder anderen Stadt in Deutschland wahrscheinlich schon dutzende Male genauso niedergeschrieben wurden.

Für weitere Veranstaltungen unter dem Stichwort "Bürgerbeteiligung" würde ich den Planern und Veranstaltern dringend empfehlen, schon vorher eine klare Zieldefinition aufzustellen und diese zu kommunizieren. Ansonsten werden solche Veranstaltungen langfristig einerseits von den engagierten Mitarbeiten aus dem Ämter als nutzloses Ritual ohne Erkenntnisgewinn erkannt und andererseits von den schaffenswilligen Stadtbewohnern als wirkungslose Placebo-Sitzungen frustriert zur Kenntnis genommen.

Mehr Klarheit, mehr Wirksamkeit und mehr Erkenntnisgewinn, bitte!

PS: eine Anfrage bei den Betreuern des Flächennutzungsplan-Beteiligungsprozesses bezüglich der konkreten Ziele dieser Veranstaltungen läuft - die Antwort werde ich hier dokumentieren ...

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