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Erste BioRegionale Tafelrunde bringt Kitaträger und Vereine in konstruktives Gespräch

„Wir wollen mehr mit frischem Gemüse aus der Region kochen und sind dabei auch offen für Bio-Qualität, solange das Essen bezahlbar bleibt. Um das zu schaffen, wollen wir uns besser vernetzen,“ so beschrieb Claudia Kinzel, Geschäftsführerin der GGP-Gruppe, ihre Motivation, an der ersten BioRegionalen Tafelrunde am 9. Juni im Rostocker Ökohaus teilzunehmen. Wir, der BUND Rostock, hatten zu der Tafelrunde eingeladen, um Akteure aus der Rostocker Gemeinschaftsverpflegung miteinander und mit unterstützenden Initiativen ins Gespräch zu bringen. Die Tafelrunde soll zukünftig einmal im Monat stattfinden und ist für alle am Thema Interessierten offen – ob Mitarbeitende eines Schul- oder Kitaträgers, ob Küchenleiter:in, Caterer, Elternteil, Schüler, Lehrer:in oder Kantinenbetreiber:in.

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Rostocker Kitaträger machen sich auf den Weg zu nachhaltigerer Verpflegung

Claudia Kinzel ist mit ihrem Wunsch, die Verpflegung von Kita- und Schulkindern in Rostock zukunftstauglicher zu machen, nicht alleine. Küchenteamleiter Matthias Krause vom Deutschen Roten Kreuz denkt in eine ähnliche Richtung und berichtete von ersten positiven Erfahrungen mit Gerichten, in denen die Küche Hackfleisch durch pflanzliche Alternativen ersetzte: „Ich war überrascht, wie gut zum Beispiel die Sojabolognese angenommen wurde, und auch in der Verarbeitung waren Sojaschnetzel vollkommen unkompliziert.“ Anna Hope vom Projekthof Karnitz e.V. wies darauf hin, dass es auch heimische Pflanzen wie Lupinen oder Sonnenblumen gebe, aus denen ähnliche Fleischersatzkomponenten hergestellt und angeboten würden – die seien Sojaprodukten unbedingt vorzuziehen, weil sie eben regional erzeugt werden könnten und deutlich umweltverträglicher seien.

Regionale Lieferketten in Rostock und MV sind derzeit noch lückenhaft

Anna Hope ist seit Ende 2021 als Regionale Bio-Wertschöpfungskettenentwicklerin in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs und berät Kommunen und freie Träger dabei, wie sie regionale Bioprodukte aus der Region verstärkt in Kitas und Schulen einsetzen können. Dabei stößt sie wie auch die anderen Teilnehmer:innen immer wieder auf Lücken in den regionalen Lieferketten. „Uns fehlen in MV die Schnippelbuden, um es mal salopp zu sagen“, stellte Simone Witzel von Biopark e.V. und der Regionalbewegung MV fest. Sie meint damit einen Betrieb, der größere Mengen an ökologisch produziertem Gemüse wie Kartoffeln oder Möhren waschen, schälen und schneiden würde, um dann Großküchen in Rostock zu beliefern. „Ein größerer Betrieb, der konventionelles wie auch bio-zertifiziertes Gemüse zum Beispiel an unterschiedlichen Tagen vorverarbeitet, könnte schon reichen, um die vorhandene Lücke zu schließen,“ schätzt Simone Witzel ein. Doch da derzeit Verarbeitungsbetriebe und auch Lieferstrukturen im Land nicht ausreichten, ergebe sich ein Henne-Ei-Problem: Erzeugerbetriebe, die ihre Produkte gerne regional vermarkten wollten, fänden im Land keine Betriebe zur Vorverarbeitung, während Gemeinschaftsverpfleger, die regionale, ökologisch produzierte Erzeugnisse abnehmen wollten, fänden keine geeigneten Lieferanten. Bislang fehlen den Betrieben in und um Rostock jedoch klare Aussichten, dass es sich rentieren würde, in Strukturen zur Verarbeitung und zum Vertrieb zu investieren.

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Rostocker Schulgroßküche ist eine Riesenchance

Eine solche Aussicht könnte die Hansestadt Rostock bieten. Sie arbeitet derzeit an einem Konzept für eine neue Großküche, die ab Sommer 2024 alle kommunalen Schulen mit Mittagessen versorgen soll. Als BUND setzen wir uns dafür ein, dass die Hansestadt Rostock für die Einstiegsphase der Großküche einen Anteil von 20 % der Zutaten oder Gerichte aus ökologisch in der Region produzierten Lebensmitteln festschreibt. Dieser Anteil könnte dann schrittweise über mehrere Jahre gesteigert werden – so wie es andere Kommunen zum Beispiel in Bremen oder Berlin vormachen. „Die Rostocker Großküche ist eine Riesenchance, um die regionale Land- und Ernährungswirtschaft durch klare Signale voranzubringen,“ betonte bei der Tafelrunde Jarste Weuffen, Geschäftsführerin der Agrarmarketinggesellschaft MV e.V., „der AMV möchte gerne rechtzeitig geeignete Lieferanten mit den Verantwortlichen in Kontakt bringen.“ Meike Halbrügge, die Leiterin der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in MV, wies darauf hin, dass auf Bundesebene derzeit ein Förderprogramm für die Gemeinschaftsverpflegung in Modellkommunen vorbereitet werde. „Modellkommunen können dazu dienen, andere Kommunen und Träger zu motivieren sich auch auf diesen Weg zu machen, wenn die Hansestadt Rostock sich entschiede, Modellkommune für gesunde und nachhaltige Schulverpflegung zu werden, könnte das positiv ins ganze Land ausstrahlen,“ erläuterte Frau Halbrügge.

Nächste BioRegionale Tafelrunde findet im Juli statt

Lösungen für die offenkundigen Probleme und Hürden wurden bei dieser ersten Tafelrunde nur angedacht - zunächst ging es um das Kennenlernen, das Benennen der Hürden und den offenen Austausch. Am 6. Juli von 15:30 bis 17:30 Uhr laden wir erneut zum Kennenlernen bei der zweiten BioRegionalen Tafelrunde ins Ökohaus ein. In den nächsten Monaten sollen dann einzelne Themen und Ideen vertieft diskutiert werden, um konkrete Schritte und Veränderungsprojekte zu formulieren.

Stefanie Maack, Projektleiterin „Mehr Bio aus der Region für Rostock“

Weitere interessante Termine aus der Runde

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