Das Bündnis empfiehlt: Rassistische Diskriminierung als Aspekt traumatischer Prozesse: Soziologische und pädagogische Perspektiven
Im Unterschied zu gängigen klinischen Definitionen ist „Traumatisierung“ in einem sozialen und pädagogischen Modell keine individuelle Kategorie, sondern lässt sich nur im Wechselspiel von strukturellen Rahmenbedingungen, konkreter sozialer Erfahrung und Verinnerlichung derselben durch Menschen mit erheblichen Diskriminierungserfahrungen verstehen.
Mit Rückgriff auf das Rahmenmodell der Sequentiellen Traumatisierung fokussiert der Vortrag die langfristigen sozialen Erfahrungen von Menschen, die von Rassismus betroffen sind, und diskutiert die damit verbundenen erheblichen Belastungen. Hierbei wird deutlich, dass nicht nur individuell, sondern auch transgenerational das Dort-und-Damals und das Hier-und-Jetzt in einem unauflöslichen Zusammenhang stehen. Das bedeutet, dass pädagogische und beraterische Institutionen stets Beteiligte in einem traumatischen Prozess sind. Mit Blick auf die massiven und lebensbedrohlichen Übergriffe insbesondere in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts auf Menschen mit Einwanderungsgeschichte sind es heute oft deren Kinder, die die „Narben“ der Übergriffe spüren und die sich mit eigenem Erleben mischen. Pädagogik und Beratung stehen deshalb vor hoch komplexen Aufgaben. Der Vortrag versucht sich dieser Komplexität mit einer Fokussierung auf reflexive Professionalisierung und Milieugestaltung anzunähern.
Referent:
Prof. Dr. David Zimmermann, Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Rehabilitationswissenschaften, Pädagogik bei psychosozialen Beeinträchtigungen
Format:
hybrid, im Rahmen der aktuell geltenden Hygieneregeln
Anmeldung:
via Mail an vielfalt@uni-rostock.de Johanna Schmidt, Vielfaltsmanagement
Perspektiven aus der Wissenschaft auf 30 Jahre Lichtenhagen 1992
Das Pogrom in Lichtenhagen 1992 fand als historischer Moment einen vielschichtigen, auch über Deutschland hinausreichenden Nachhall. Es stellt gemeinsam mit weiteren rassistisch motivierten Gewalttaten der frühen 90-er Jahre eine Zäsur dar.
Den 30. Jahrestag des Pogroms nimmt die Universität Rostock zum Anlass für eine interdisziplinäre Vortragsreihe. Im Sommersemester 2022 werden aktuelle Forschungsperspektiven auf Rostock Lichtenhagen 1992 präsentiert und dabei regionale mit überregionalen Perspektiven zusammengebracht.
Die insgesamt acht Vorträge beleuchten bisherige Leerstellen der Aufarbeitung der Ereignisse. Dabei verbindet die Ringvorlesung unterschiedliche Disziplinen und Perspektiven.
Hinweis:
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.